Neuköllner Schlüsselkind ist einer der ersten am Rosa-Luxemburg-Platz
Der Livestyle vieler Neuköllner Kinder in den 90er Jahren? Schlüssel um den Hals gehängt, raus geschickt und bis in die Abendstunden irgendwie klarkommen. Das führte bei David schon im Alter von 12 Jahren zu einem Leben, in dem Drogen zum normalen Alltag gehörten. Sie waren in einem ansonsten trostlosen Leben das „Highlight“, das das Leben überhaupt erst erträglich machte. Tatsächlich waren sie in einer Kindheit und Jugend voll traumatischer Erfahrungen ein Lebensretter. Dass er es später, als lebensrettende Maßnahme, schaffte mit den Drogen aufzuhören, gehört zu den ironischen Randerscheinungen einer kranken Gesellschaft, die ständig damit beschäftigt ist, so zu tun als ob sie gesund sei. Doch David war schon als Kind intelligent und feinfühlig genug, um das Possenspiel, dass wir uns täglich gegenseitig präsentieren, zu durchblicken. Als es im Jahre 2020 dann wahnsinnig und krank um uns herum wurde, war das für ihn nichts neues. Er musste nicht erst „aufgeweckt“ werden. Die Maßnahmen waren auch nur eine absurde Fortführung des Status Quo. Und Polizeigewalt kannte er auch schon von den Erste-Mai-Demos. Dieses Mal hält er sich aber weitestgehend aus den Auseinandersetzungen heraus, auch wenn er einer der ersten auf dem Rosa-Luxemburg-Platz war.